Geschichte

Mehr als nur Vergangenheit und Jahreszahlen: Geschichte begleitet uns in unserem Alltag auf Schritt und Tritt: in Denkmälern und Gebäuden, in Zeitungsartikeln und Ausstellungen, in den Erzählungen älterer Menschen, in Spielfilmen und Romanen, sogar in der Werbung. Alle diese Erfahrungen von Geschichte prägen unsere historischen Kenntnisse, Vorstellungen und Urteile – unser Geschichtsbewusstsein. Nur der Mensch ist in der Lage, langfristig Erfahrungen zu sammeln, diese zu überliefern, auf die Gegenwart zu beziehen und damit sich selbst und seine Welt als geschichtlich wahrzunehmen. Die Entwicklung dieses Geschichtsbewusstseins gehört zu den wichtigsten Wesensmerkmalen und kulturellen Leistungen des Menschen.

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Geschichte als Unterrichtsfach

Verschiedene Instanzen sind an der Vermittlung des Geschichtsstoffes beteiligt. Im Gegensatz zu Zeitungen, Radio und Fernsehen, die meist selektiv und dadurch eher unsystematisch geschichtliche Sachverhalte aufgreifen und präsentieren, zeichnet sich der Unterricht in der Schule dadurch aus, dass er zielgerichtet ist und nebst der systematischen Behandlung vorgegebener Themen auch den kritischen Umgang mit historischen Quellen und damit auch der Geschichtsschreibung selbst vermittelt.

Der Geschichtsunterricht legitimiert sich somit nicht einfach von seinem Gegenstand her. Vielmehr soll er durch einen direkten Bezug mit der Gegenwart neue Wahrnehmungs- und Reflexionsmöglichkeiten bieten. Wer sich mit Geschichte auseinandersetzt, begegnet dabei dem historisch und kulturell Anderen. Dadurch relativiert sich das Eigene, bisher «Selbstverständliche» und bietet Platz und Toleranz für alternative Wertvorstellungen und Lebensformen. Geschichte kann dem Verständnis, der Einordnung und der Relativierung von Phänomenen der Gegenwart dienen, indem deren Entwicklung und Ursachen analysiert werden. Bestehendes wird dadurch nicht nur als zwangsläufig «Statisches», sondern als «Gewordenes» betrachtet, welches durch das menschliche Handeln auch beeinflusst werden kann. In diesem Sinne setzt sich das Fach Geschichte für ein aktives Engagement und Mitgestalten in der Gesellschaft ein und plädiert für das demokratische Ideal des freien Menschen, der im Sinne der Aufklärung seine eigene Zukunft in die Hand nimmt.

Geschichte kann zudem die Fähigkeit fördern, mit dem Blick auf das Ganze langfristige Entwicklungen wahrzunehmen. So wird im Unterricht seit einigen Jahrzehnten der Focus auch stärker auf wirtschafts- und sozialgeschichtliche Themen gerichtet.

Im Allgemeinen ist der Unterricht chronologisch aufgebaut und erstreckt sich von der Antike über das Mittelalter bis in die Neuzeit. Die thematischen Schwerpunkte liegen dabei in der Neuzeit, wobei der Geschichte des 20. Jahrhunderts sowie, je nach Situation, auch der Tagesaktualität ein grosses Gewicht zukommt.

Ergänzungsfach Geschichte

Wie die Bezeichnung es schon nahe legt, werden in diesem Unterrichtsgefäss Themen und Fragestellungen behandelt, auf die im Grundlagenfach aus zeitlichen Gründen nicht oder nur am Rande eingegangen werden kann. So stehen nebst der Auseinandersetzung mit aktuellen weltpolitischen Themen, wie beispielsweise dem Terrorismus oder dem Syrienkonflikt auch sozial- und kulturgeschichtliche Inhalte wie die 68er Bewegung und ihre Folgen auf dem Programm. Nicht zuletzt setzt sich das Ergänzungsfach auch mit Regionalgeschichte auseinander, in der sich häufig weltgeschichtliches Geschehen widerspiegelt. 

Das Ergänzungsfach, das jeweils von zwei Lehrpersonen betreut wird, bietet zudem die Gelegenheit, auf individuelle Wünsche der Teilnehmerinnen und Teilnehmer näher einzugehen. In den vergangenen Jahren setzte sich der Kurs somit unter anderem auch mit Hexenverfolgungen, dem alten Ägypten oder etwa der jüngeren Geschichte Kubas genauer auseinander. Nebst der Gelegenheit, neue Lehrformen und Medien in den Unterricht einzubauen, ermöglicht es das Ergänzungsfach auch immer wieder, im Rahmen von Exkursionen Geschichte direkt vor Ort zu erleben. So lernten in den vergangenen Jahren die Schülerinnen und Schüler beispielsweise Nürnberg als Schauplatz der NS-Propaganda und auch der berühmten Kriegsverbrecherprozesse kennen oder bekamen anlässlich einer Grabungsbesichtigung einen Einblick in die Arbeit eines Archäologen. Dass das Klassenzimmer durchaus auch einmal Schauplatz angeregter politischer Diskussionen sein kann, erlebten die Ergänzungsfachteilnehmerinnen und -teilnehmer während einer kleinen Podiumsveranstaltung zur Masseneinwanderungsinitiative, an der zwei Kantonsräte teilnahmen. 

Forum Politik

Mit den gymnasialen Bildungsreformen der letzten Jahrzehnte wurde politische Bildung oder Staatskunde nicht mehr als eigenes Fach im Stundenplan berücksichtigt. Dem Geschichtsunterricht kommt somit zusätzlich die grosse Verantwortung zu, den Schülerinnen und Schülern auch staatskundliche Belange zu vermitteln und ihnen dadurch die Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sie unsere Gesellschaft aktiv mitgestalten können.

Damit Geschichte und staatskundlicher Unterricht nicht als reine Theorie wahrgenommen werden, führen die Fachlehrkräfte auch immer wieder Exkursionen, zum Beispiel nach St. Gallen in den Kantonsrat oder nach Bern ins Bundesparlament durch. Dabei bekommen die Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit, in Kontakt mit politischen Entscheidungsträgern zu treten und deren Arbeit genauer kennen zu lernen. In den letzten Jahren ist es unserer Fachgruppe zudem gelungen, mit der Veranstaltungsreihe «Forum Politik» an unserer Schule einen festen Anlass zu etablieren, bei welchem Politikerinnen und Politiker sowie weitere Fachleute aus verschiedensten Bereichen unsere Schule besuchen. 

Eine direkte Demokratie wie die unsrige ist auf politisch umsichtig handelnde und ihrer Geschichte bewusste Bürgerinnen und Bürger, die verantwortungsvoll mit den ihnen anvertrauten Rechten und Pflichten umzugehen wissen, angewiesen. Nur so können wir die demokratischen Grundwerte für die Zukunft sichern. Auch die Präambel unserer Bundesverfassung hält fest, «dass frei nur ist, wer seine Freiheit gebraucht». In diesem Sinne kann die Bedeutung des historisch-politischen Unterrichtes nicht gross genug eingeschätzt werden.

Exkursionen

Schweiz

Bundeshaus

Eine Konstante im Fach Geschichte ist der Staatskundeunterricht, der idealerweise mit einer Reise nach Bern abgerundet wird. Die Schülerinnen und Schüler schätzen die Möglichkeit, eine Debatte im Nationalrat zu verfolgen, den Ständeratssaal zu besichtigen und einzelne Parlamentarier in einer Fragestunde näher kennenzulernen.

Schweizer Geschichte

Die historischen Stätten und Mythen der älteren Schweizer Geschichte lassen sich am besten vor Ort erfahren. Eine zweitägige Exkursion in die Innerschweiz umfasst beispielsweise die Besichtigung des sagenumwobenen Schlachtgeländes am Morgarten, eine Wanderung auf die Rütliwiese und den Besuch des Forums Schweizer Geschichte in Schwyz.

 

Deutschland

Nationalsozialismus

Ein in der Regel sehr intensiv behandeltes Thema im Geschichtsunterricht ist der Nationalsozialismus. Auf einer zweitägigen Exkursion nach Bayern lassen sich diverse Aspekte davon veranschaulichen. Die dunkle Seite der Täter wird in der Dokumentation Obersalzberg besonders deutlich, während im KZ Dachau das Leiden der Opfer ansatzweise erfahrbar wird. In München – der „Hauptstadt der Bewegung“ – gibt es auch die Möglichkeit von Seminaren im NS-Dokuzentrum und Stadtführungen mit thematischen Fokus.

Berlin

Auch auf den jährlich mit den Abschlussklassen durchgeführten Bildungsreisen lassen sich historische Aspekte bestens ins Programm einbauen. So erhielten einzelne Klassen die Gelegenheit, in Berlin den Bundestag, die Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Strasse oder das ehemalige Konzentrationslager Sachsenhausen zu besuchen.

Medienkunde (als Thema der Staatskunde)

Wir sind alle Teil der so genannten Mediengesellschaft und konsumieren Medien praktisch rund um die Uhr: Zeitungen, Radio und Fernsehen und vor allem Jugendliche immer mehr soziale Medien. Die starke Präsenz der Medien im Alltag der Schüler und Schülerinnen ergab viele direkte Anknüpfungspunkte für eine Reihe von Fragen wie z. B.:

  • Wie ist eine Zeitung aufgebaut?
  • Wie kommen die Medien zu ihren Informationen?
  • Welche Möglichkeiten der Manipulation haben Medien?
  • Welche Rolle spielen Medien in der Demokratie?
  • Wie sieht die mediale Zukunft aus?
    Neben der Erarbeitung des Themas im Unterricht stand die direkte Begegnung mit Medienschaffenden und der Besuch vor Ort mit dem Blick hinter die Kulissen auf dem Programm. Konkret:
    • Gespräch mit dem Chefredaktor des Rheintalers, Herrn Gerd Bruderer
    • Diskussion mit dem Regisseur des Spielfilms „Das Deckelbad“, Herrn Kuno Bont
    • Besuch im Radiostudio FM1 in St. Gallen
    • Besuch der Studios des Schweizer Fernsehens in Zürich und Teilnahme an der Diskussionssendung «Arena»