Deutsch

Was ist Deutschunterricht an der Kantonsschule?

Am Gymnasium und an der Fachmittelschule wird gelesen, geschrieben, gesprochen. Und über Gelesenes, Geschriebenes, Gesprochenes kritisch nachgedacht.

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Wer an die Kantonsschule kommt, besitzt bereits Kenntnisse der deutschen Grammatik und der Rechtschreibung sowie Leseerfahrung; Sprechen, Schreiben und Lesen gehören zum Lehrplan der Primar- und der Sekundarschule. Bei uns wird das mitgebrachte Wissen in Schreibübungen und Aufsätzen, in Literaturlektionen und Grammatikübungen repetiert, angewandt und vertieft. Richtig gut und präzise lesen, reden und schreiben zu lernen ist zentral für den Deutschunterricht.

Darüber hinaus wird über den eigenen und fremde Stile nachgedacht. Welche Wirkung entfaltet ein Text? Welche rhetorischen Mittel wirken wie? Wie wurde früher geschrieben? Wie und warum haben sich Themen und Stile im Laufe der Zeit verändert?

Mit solchem Training der Sprachfähigkeit wird auch die Denkfähigkeit geschult – das kritische Prüfen, Hinterfragen, Verwerfen von eigenen und fremden Meinungen; das Unterscheiden von Meinungen, Fakten, Argumenten und Emotionen.

Im Deutschunterricht muss man genau hinschauen, hinhören und das Wahrgenommene in Worte fassen, etwa beim Beschreiben und Analysieren von Bildern, Gedichten, Erzählungen und Theaterstücken. Das Thema eines Textes zu erkennen, seine Sprache und seine Argumente zu verstehen und sie mit bereits vorhandenem Wissen zu verknüpfen, das strebt der Deutschunterricht an. Dies gilt für ein klassisches Werk Goethes ebenso wie für einen Zeitungsartikel über eine aktuelle Abstimmungsvorlage. Letztlich geht es darum, sich eine fundierte Meinung zu bilden, diese in Worte zu fassen und sie mit guten, wirkungsvollen Argumenten zu vertreten, aber auch kritisch zu hinterfragen.

Was ist am Gymnasium und an der Fachmittelschule anders als bei anderen Bildungswegen? Der gymnasiale Deutschunterricht ermöglicht einen Zugang zu anspruchsvollen literarischen und journalistischen Texten, die einen zunächst überfordern könnten. Wer aber «Nathan der Weise», «Faust» oder ein expressionistisches Gedicht – um beispielhaft mögliche, nicht zwingende Lektüren zu nennen – zu lesen gelernt hat, der erwirbt sich Lesekompetenz und lässt sich von keinem Text mehr so rasch abschrecken. Wir lesen neue Romane, zweihundert Jahre alte Theaterklassiker in Blankversen, mittelhochdeutsche Liebesgedichte, knifflige Zeitungsartikel, literaturgeschichtliche Sachtexte ... Oft auch Texte, an die man sich alleine nicht trauen würde, deren Lektüre sich aber lohnt und uns bereichert.